Karnevalszug in Langenfeld am 01.03.2003

Mit neuem Bollerwagen (Einweihung siehe am 09.11.2002) und neuen Kostümen gingen die Seidenwebler wieder gemeinsam zum Zug nach Langenfeld. Den ereignisreichen Tag beendeten wir fast gemeinsam in der Hubertushalle in Mehlbruch.

zur größeren Darstellung einfach auf das betreffende Bild klicken

Teufel, Tannen, Tollitäten

Petrus meinte es gut mit den Langenfelder Narren. Die Sonne strahlte, Zehntausende säumten den Straßenrand. Eisbären, Krümelmonster, Pommes als Haartracht, Vogelscheuchen: Der Fantasie waren keine Grenzen gesetzt. Über das Ziel hinaus schoss allerdings die Gruppe Ende/Aus-Gang. Sie imitierte die Kreuzigung Christi.

Von STEFANIE HODEL (Text)
und RALPH MATZERATH (Fotos)

LANGENFELD. „Ja in Colonia..." dudelt es aus den Lautsprechern vor dem Baumarkt Boettcher. Krankenschwestern, Katzen und ein Eisbär tanzen auf der Straße. Vor der Sparkasse schart sich eine Gruppe Clowns um den Bierstand. Die bunten Kopfe am Straßenrand gleichen einem Blumenmeer. Ausnahmezustand in Langenfeld. Einige Anwohner drapieren Luftballons an die Fenster. Schließlich sollen die Tollitäten wüdevoll begrüßt werden. Der Bass der Musikkapellen ist unterschwellig zu spüren. Ein Pirat knallt rasch einen Sektkorken: „D 'r Zoch kütt!" Die Menge drängt sich dichter an die Straße.

„Dar schönste op d'r Welt is Karneval in Langenfeld" prangt am Speisewagen des Festkomitees Langenfelder Karneval. Mit Papptellern, Bechern und Plastikbesteck wäre die Küchencrew für jede Bestellung gewappnet. Doch bei der hungrigen Meute kann Chefkoch Werner Zwank keine Einzelwünsche annehmen. Statt komplizierter Gerichte gibt's Fastfood: Gummibärchen und Schokoriegel. Die Pappnasen von La Taverna Paco ziehen mit einer Pyramide und fliegendem Teppichen hinterher.

Nicht aus der Puste zu bringen sind die Cheerleader der Longfield Longhorns. Sie mischen Radschläge unter die Schrittfolgen. „Wir sind mit dem Wetter zufrieden", lobt eine Raubkatze den blauen Himmel. Bombenstimmung unter den Jecken. Schließlich regnet es heute Kamelle statt Wasser. Etwas unsanft landet die erste Tafel Schokolade am Kopf eines Passanten. Er geht in Sicherheit. Horst (65) hat einen guten Fang gemacht. Er beißt beherzt in eine Blutwurst „Die hat meine Frau abgestaubt - lecker."

Die Freunde der Peter-Härtling Schule stolzieren in blaue Müllsäcke gehüllt, mit Prilblumen beklebt und einem roten Hut als Spülmittel-Flasche über die Straffen. Ist nicht bald Ostern? Die jecken Schnecken feiern lieber ein Weihnachtsrevival mit Tannengrün, Teufel und Engel. Es wird bunt, schnuckelige Schmetterlinge flattern vorbei. Quietschebunte Flügel der jecken Aalen und ihren Pänz. Aufgedreht sind nicht nur die Zuschauer. Die SGL-Gruppe strampelt auf zirkustauglichen Fahrrädern. Die Schachchampions der Klasse 6d des Konrad-Adenauer Gymnasiums vertreten als Türme, Läufer und Bauern nicht nur den Denksport mit "No war" stellen sie sich gegen einen Irakkrieg

Die Kostüme sind schrill, bunt und originell. Die Wiescheider Giftzwerge leuchten mit quietschgrünem Toupet, die HSV-Karnevalsfrauen mit gelborangenen pommes-artigen Zotteln auf dem Kopf . Der Kinder- und Jugendchor fährt im offenen Doppeldecker-Bus der RP vorbei.  An Bord die Singkehlen des Kinder- und Jugendchores.

Die Mini-Tollitäten Anna-Lena und Christoph machen ihre Arbeit wie die Profis Gut gelaunt bescheren sie ihren Untertanen eine Süßigkeiten. Es bleibt traditionell mit Postillion Sven und Christi von der Post (alias Susanne) mit der Kutschergarde. Die Spießratzen setzen mit ihrem  liebevoll gestalteten Prunkwagen rot-gelber Blumendeko ebenfalls auf Altbewährtes. Die Pleite-Welle diverser Firmen nimmt der Richrather Karnevalsverein aufs Korn. Der Präsident Karl-Heinz Ißling zeigt sich großzügig. Er wirft händeweise Leckereien in die Menge. Die schmucke Vogelscheuchen-Fußgruppe ist eigentlich zu schade fürs Richrather Feld. Dann der Schluss- und Höhepunkt: Das Prinzenpaar Jochen und Katja strahlt vor Freude. Unterstützung bekommen sie vom Stadtoberhaupt Magnus Staehler, der Anzug und Krawatte gegen weiße Kluft mit Käppi tauschte.



Ein fast perfekter Zug, hätte nicht die von Ratsherr Gerold Wertzens angeführte Truppe "Ende/Aus-Gang" mit einer Nachstellung der Kreuzigung Christi viele Jecke verprellt.