Karnevalszug in Langenfeld am 25.02.2006
 
 
Jecken strahlen mit der Sonne um die Wette
Langenfeld erlebt einen Bilderbuchzug. Einfallsreichtum der Fußgruppen beeindruckt.

Von Lothar Müller
Langenfeld. Prinzessin Uta strahlte hoch oben in der Prinzenburg mit der Sonne um die Wette und leistete mit ihrem Michael Schwerarbeit im Kamellewerfen, unterstützt von den Wiescheider Knechten und Mägden als ihrer ständigen Begleitmannschaft. Die Tollitäten und alle, die sich am Zug beteiligten, erlebten einen rauschenden Höhepunkt der närrischen Zeit.
 
Einerseits, weil er besonders durch die Fußgruppen noch bunter und schöner war als im vergangenen Jahr; andererseits, weil die vielen Tausend Schaulustigen in oft dichten Reihen vor allem zwischen Rathaus und Marktplatz begeistert mitgingen und die Helau-Rufe der Karnevalisten erwiderten.

So konnte das Festkomitee, im Wagen der Zugleitung als Mexikaner auf einer Fiesta verkleidet, eine höchst positive Bilanz ziehen. Der Anmarsch zum Zug hatte schon zu früher Mittagsstunde begonnen. Viele kostümierte Gruppen mit Bollerwagen, in denen Marschverpflegung und ein Partyfässchen Bier transportiert wurden, bewegten sich aus allen Himmelsrichtungen zum Zugweg. Gleichzeitig formierte sich der närrische Lindwurm auf dem Fahlerweg und in der Bahnstraße. Hoch über allen thronte am „Place Pigalle” der Prinzenwagen, der sich als letzter einreihte.

Einfallsreichtum zeichnete wie immer vor allem die Fußgruppen aus - die bunten Farbtupfer eines jeden Zuges. In Kostüme nach dem Vorbild des Karnevals in Venedig, die Männer mit langen goldenen Nasen, hatte sich beispielsweise das Team von „La Taverna Paco” gehüllt. Als Schneemänner und -frauen symbolisierte der Ski-Club Adler seine sportlichen Ambitionen.

Der spanische Elternverein bereicherte den Zug wie immer mit einer großen Gruppen in den Landestrachten.

Die Immigrather Clowns zogen in prächtigen Kostümen ihres selbst gewählten Mottos mit und verteilten Clownsorden an die Schaulustigen. Und als Clownsgruppe in rotweiß geringelten, langen Gewändern mit roten Tüllröckchen darüber und knallroter Perücke zogen die HSV-Karnevalsfrauen die Blicke auf sich. Sie präsentierten sich wie so oft als eine der schönsten Fußgruppen im Zug.

Auch die Frauen der St. Hubertus-Schützen aus Mehlbruch-Gieslenberg heimsten als japanische Geishas Beifall ein. Ihre langen Kimonos, zu denen natürlich Geisha-Perücken gehörten, hatten sie selbst genäht. Zwei von ihnen, huldvoll winkend, wurden in Rikschas befördert.

Neben dem Prinzenpaar waren auch die anderen Tollitäten im Festzug dabei: Das Bercheser Dreigestirn, das gestern seinen großen Tag im Veedelszoch hatte, in einer Kutsche, das Kinderprinzenpaar Marvin und Franziska, ein „Ableger” der Postalia, in einem stattlichen Wagen, gefolgt vom Traditionspaar im Prunkwagen des Heimatvereins.

Die Prinzengarde und der RKV Schwarz-Weiß bildeten fast am Ende des Zuges nicht nur mit ihren Wagen, sondern auch mit ihren Fußgruppen einen Blickfang, bevor sich die Aufmerksamkeit der rollenden Burg des Langenfelder Prinzenpaares mit den winkenden und reichlich Kamelle werfenden Tollitäten zuwandte.
 
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LANGENFELDER KARNEVALSZUG 30 000 VERGNÜGTEN SICH IN DER CITY

Jecke waren auf Ballhöhe
Viele Gruppen und Mottowagen griffen die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland auf. Bei Sonnenschein erfreuten sich die Zuschauer entlang der Zugstrecke an lustigen Ideen und an Kamelle.

VON MARTIN MÖNIKES
LANGENFELD Waren es die bezaubernden Engel vom CBT-Haus „Franziskus” oder die „kleinen Engel” der Lebenshilfe, die den guten Kontakt zum himmlischen Wettergott herstellten? Den nach Polizeiangaben gut 30 000 närrischen Zuschauern wird es egal gewesen sein. Sie freuten sich mit den ca. 2000 aktiven Zugteilnehmern, dass die Sonne ungestört vom blauen Himmel schien, als sich der närrische Lindwurm, pünktlich um 14.11 Uhr, auf den Weg machte.

Zum Sessionsmotto „Ob d'r Strooß oder em Saal, ganz Langefääl fiert Karneval!” passt fast jede Verkleidung, so dass der Phantasie der Zugteilnehmer keine Grenzen gesetzt sind. Im Jahr der WM im eigenen Land beherrscht „König Fußball” die närrische Szene. Die Fußballer des SSV Berghausen (auf dem Bus der Rheinischen Post), der Karnevalsclub Ole (Weltmeister 2006), die Hubertus-Zwerge, die Katholische Jugend mit umgeschnallten Bällen sowie die „jecken Aalen un ihre Pänz”, die Fußbälle als Kopfschmuck und Spielfelder als Umhänge tragen: Sie alle nehmen sich des sportlichen Themas an. Packende Duelle sind am Wegesrand zu erleben, wenn neben Kamelle auch Bälle abgeworfen werden.

Der mit einer riesigen Nachbildung des WM-Pokals geschmückte Wagen der Stadtverwaltung präsentiert „Das Wunder von – nicht Bern, sondern Langenfeld”. Spielführerin der schwarz-rot-gold gekleideten Meister-Mannschaft ist die Erste Beigeordnete, Marion Prell. Einen Vorgeschmack auf die internationalen Gäste des WM-Sommers bieten der Festkomitee-Vorstand als Mexikaner, der Spanische Elternverein und Italiener, die mit Gondeln und Masken den venezianischen Karneval importiert haben. Den gedanklich weitesten Weg auf dem Erdball haben die Schützenfrauen aus Mehlbruch zurückgelegt: mit herrlichen Kostümen, Schirmen, Perücken und Rikschas glänzen sie als Chinesen.

Die mit Phantasie, Geschick und viel Arbeit geschaffenen Kostüme der Fußgruppen honorieren die in der Innenstadt in Fünferreihen stehenden Zuschauer mit anerkennendem Applaus. Wer besonders schön „Helau!” ruft, erhöht seine Chancen auf Bonbons, Schokoriegel und Gummibärchen. Manche ergattern sogar Blutwurst, Möhren oder ein Tischtuch.

Die Einzelhändler der Solinger Straße servieren „junges Gemüse”, der Ski-Club Adler schickt Eisbären. Die ara-Schusterjungen mutieren zu Palmen, die HSV-Karnevalsfrauen und die Immigrather Gruppe „Lös Jöcke” grüßen als farbenprächtige Clowns, die Immigrother Jecke schunkeln als Leuchttürme.

Das Team vom Martinus-Krankenhaus wirbt mit roten Frack für seinen all-inclusive-Service; die SGL feiert Silberhochzeit, und die riesige Gruppe der Martinus-Schule - mit Rektor Lothar Schaub auf dem Kleintraktor an der Spitze - nimmt sich mit der Straßenreinigung eines kommunalen Themas an.

Mit dem großen Wagen des Kinderprinzenpaares Marvin I. und Franziska I. beginnt die Parade der großen Langenfelder Karnevalsvereine. Sowohl die kleinen wie abschließend die großen Tollitäten genießen den bisher größten Tag ihres karnevalistischen Lebens ganz offensichtlich. Das Traditionspaar präsentiert sich auf dem Prunkwagen der Postalia; die Fußgruppe des Vereins trägt große Postkutschen auf ihren Hüten. Die Prinzengarde beeindruckt mit 16 Schimmeln und ihrer herrlichen Reitergarde, während vom Prunkwagen Präsident Elvis-Teichmann mit seinem Damen-Elferrat grüßt. Die Spießratzen mit ihrem Präsidenten Klaus Schreiber steuern ihr rot-gelbes Schiff durch die Stadt.

Mit Ex-Kanzler Schröder und einer russischen Gasleitung parodiert nur der Richrather Karnevalsverein auf seinem Prunkwagen ein politisches Thema. Die stattliche Fußtruppe des RKV Schwarz-Weiß bedient sich als „Panzerknacker” fleißig aus der Staatskasse.

Und dann nach gut einer Stunde ist es soweit: „D'r Prinz kütt...” Auf einem 19-Meter- Truck mit Hänger, wie in der ganzen Session begleitet von ihren Wiescheider Knechten und Mägden, zeigen sich Prinz Michael I. und Uta I. ihren jubelnden Untertanen. Beide beweisen, dass sie zu Recht Europameister im Kammellenwerfen sind...

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Das Wunder von Berlin und eine Traumhochzeit
Die Vorfreude auf die Fußball-WM wurde im Karnevalszug gleich mehrfach thematisiert. Die Wagen-Engel waren diesmal hellwach bei der Sache.

Von Lothar Müller
Langenfeld. Drei Monate vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland wurde auf dieses Ereignis mehrfach auch im Karnevalszug aufmerksam gemacht. Der Wagen der Stadtverwaltung schien in dieser Hinsicht besonders gelungen. „Das Wunder von Berlin” kündigte er an seiner Kopfseite an, die Seitenteile waren mit Symbolen, Figuren und Flaggen der WM-Teilnehmer auf grünem (Rasen)-Grund drapiert.

Die Hubertus-Schützenbruderschaft hatte ihren Wagen zu einer Fußball-Arena umgewandelt, und auch die „Fidelen Aale und ihr Pänz”, seit Jahren mit einer Fußgruppe dabei, riefen mit ihren dunkelgrünen Umhängen in Form eines Fußballfeldes das WM-Turnier in Erinnerung.

Vor 25 Jahren hatten Helmut Hermanns und Herbert Hahn den Zusammenschluss des Immigrather Turnvereins (ITV) und der Sportfreunde zur Sportgemeinschaft Langenfeld (SGL) als Hochzeitspaar im Zug symbolisiert. Nun stolzierte Hermanns, seit einem Vierteljahrhundert Vorsitzender, im langen weißen Kleid als Silberhochzeitsbraut im närrischen Riesenaufgebot des Vereins. „Die SGL ist super drop”, verkündete ein Wagen, der mit in würdiges Schwarz gekleideten, verdienten Mitgliedern besetzt war.

Das Versprechen des Komitee-vorsitzenden Werner Zwank, der Sicherheit im Zug noch größere Aufmerksamkeit als bisher zuschenken, erwies sich nicht als Worthülse: Die so genannten Wagen-Engel, vor allem Mitglieder der Hilfsdienste, waren auf dem über zwei Kilometer langen Zugweg neben den mächtigen Rädern der Wagen hellwach wie nie zuvor und schritten sofort ein, wenn sich ein Kind zu weit nach vorn gewagt hatte, um eine Tafel Schokolade oder Kamelle aufzusammeln. Die Begleiter sorgten so für einen absolut unfallfreien Zug und verdienten sich für ihren ehrenamtlichen Einsatz Lob.
 
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INFO
Keine Probleme
Etwa 32 000 Zuschauer standen nach Schätzung der Polizei beim Langenfelder Zoch am Wegesrand. Es habe „keine besonderen Vorkommnisse” gegeben. Ein Rowdy, der die Scheibe einer Apotheke eintrat, sei gefasst worden. Komiteevorsitzender Werner Zwank sprach von einem in jeder Weise gelungen Zug. Der Komiteevorstand war in seinen Mexikaner-Kostümen auf die trotz Sonne niedrigen Temperaturen gut vorbereitet. Der Poncho ließ Platz für warme Unterwäsche und dicke Pullover.
 
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Super-Stimmung bei Sonne, Samba und Sombreros
Karnevalszug lockte am Samstag tausende Menschen an die Straße

Langenfeld. Die Menschen in der Stadt sind schon im Fußballrausch. Keine Frage. Dieses Gefühl bekamen auf jeden Fall die Besucher des Langenfelder Karnevalszuges am Samstagnachmittag. Nicht nur, dass sich zahlreiche „Fußballfelder” unter die Menge gemischt hatten, auch im langen Lindwurm hatten mehrere Wagen die WM zu ihrem Motiv erkoren — unter anderem die Stadtverwaltung, die als „Wunder von Langenfeld” durch die Straßen zog.

Doch auch die anderen Teilnehmer hatten sich wieder einiges einfallen lassen. So bot sich der zwei Kilometer lange Zug als farbenprächtiges und fröhliches Spektakel, das bei schönstem Sonnenschein und klirrender Kälte durch die Stadt zog.

„Kamelle” flogen in Hülle und Fülle in die Hände der gut gelaunten Narren und Närrinnen, die den Weg vom Immigrather Platz bis zur Talstraße säumten. Kam ein Wagen mit Musik vorbei, wurde mitgesungen und mitgeschunkelt. Fremde wurden Freunde, Unjecke zu Jecken. Und die „Wagenengel” sorgten dafür, dass niemand unter die Räder kam.
 

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