Buntes Menschenmeer wogte
Etwa 20 000 Jecken säumten am Samstag die Straßen der
Innenstadt, auf denen 87 Wagen und Fußgruppen vorbeizogen.
Thematisch wurde unter anderem die im vergangenen Herbst erreichte
Schuldenfreiheit der Stadt gefeiert.
VON DORIAN AUDERSCH
Langenfeld
Etwa 20 000 Jecken haben am Samstag die City in ein buntes Menschenmeer
verwandelt. Die meisten Zuschauer feiern fröhlich und tanzen sich zu den
allgegenwärtig erklingenden Karnevalsgassenhauern warm. Wem das zu anstrengend
ist, der bringt sich mit entsprechend Hochprozentigem auf Betriebstemperatur.
"Langenfeld Helau!", ist aus einiger Entfernung zu hören, was vor allem bei den
jüngeren Jecken für Begeisterung sorgt. In wenigen Minuten wird der Karnevalszug
an ihnen vorbeikommen und die Menge großzügig mit Strüßje und Kamelle versorgen.
"Nit müde werden!"
"Ich hab jehört der Prinz kütt gleich!", tönt es vom Wagen des "Festkomitees Langenfelder Karneval", der den Zug anführt. "Nit müde werden, sondern mitmaache! Et jeht loss, der Prinz kütt, Langenfeld Helau!" Die Rufe bleiben nicht ungehört, die Jecken rufen und singen begeistert mit, während das farbenfrohe Spektakel an ihnen vorbeizieht. Mit insgesamt 89 Wagen, Fußgruppen und sonstigen kleinen Fahrzeugen ist der Karnevalszug dieses Jahr um 14 Gruppen größer, als 2008.
Thematisch wird unter anderem die Schuldenfreiheit der Stadt gefeiert. Die
"Pappnasen von La Taverna Paco" haben ihren Bagagewagen unter das Motto
"Langenfeld es schuldenfrei – un mir sin met dobei" gestellt. Mit einer
überdimensionalen gelben Pappmaschee-Ente auf ihrem Gefährt sorgen die "Warmduscher"
für aufsehen, während sie großzügig Kamelle werfen.
Einen Hauch von Karibik bringen die Pfadfinder ("Hurra wir sind schuldenfrei und
fiere wie op Hawaii!") in den Umzug mit ein. Palmen und farbenfrohe Girlanden
schmücken ihren Wagen.
Die Sportgemeinschaft setzt sogar noch einen drauf: Die Fußgruppe ist mit
überdimensionalen Euro-Scheinen bekleidet und rollt - in Form eines Rhönrads -
eine überdimensionierte Münze vor sich her. Selbst die Kopfbedeckungen sind mit
Banknoten verziert.
Mit dem Motto "Wir sind immer auf den neuesten Stand" feiern die Stadtwerke in
diesem Jahr und der Wagen ist mit witziger Selbstironie ein echter Hingucker:
Auf einer grauen Pappmaschee-Höhle winken dutzende Neandertaler den Jecken zu,
stilecht bekleidet mit Tierfellen und Halsketten aus Knochen. Mit der
aufwändigen Konstruktion könnte der städtische Betrieb nach 2008 erneut bei der
Zugprämierung für die Wagen im März gewinnen. Obwohl die Konkurrenz bei all den
witzigen oder einfach nur hübsch anzusehenden Beiträgen von Richrathern,
Reusrathern, Immigrathern, Berghausenern, Wiescheidern und Bewohnern der Alten
Mitte groß ist.
"Wirklich wunderbar"
"Der Umzug ist in diesem Jahr wirklich wunderbar geworden", meint Zuschauerin
Gabi Finger und beobachtet die vorbeiziehenden Gruppen. "Die Wagen sind toll
gestaltet und die Fußgruppen haben kreative Kostüme." Auch mit der
Kamelle-Ausbeute ist die 48-jährige mehr als zufrieden: "Das reicht für unseren
Kleinen, da kann er sogar noch einiges mit in den Kindergarten nehmen. Seit die
Stadt schuldenfrei ist, gibt es scheinbar auch mehr Süßigkeiten."
Die fliegen auch vom offenen Oldtimer-Doppeldeckerbus der Rheinischen Post
herunter. Hoch droben sind etliche Freunde der Tollitäten aus der Prinzengarde
auf Augenhöhe mit Bewohnern, die entlang der Zugstrecke aus Fenstern der ersten
Etage schauen.
Maria Krahe ist erst letztes Jahr aus der Karnevalshochburg Köln in das dagegen
eher beschauliche Langenfeld gezogen und ist begeistert von ihrem ersten
Karnevalszug außerhalb der Domstadt. "Es ist viel los und es gibt einiges zu
sehen. Die Stimmung ist super, das Wetter spielt mit – mehr kann man als Jeck
nicht erwarten."
Eine knappe Stunde später ist es dann soweit. Die Prinzengarde zieht mit ihrem
Piratenschiff an der Menge vorbei, bevor sich das Prinzenpaar die Ehre gibt.
Fabelwesen und aufwändige Ornamente verzieren den weiß-goldenen Wagen. In der
Mitte stehen Birgit und Benno auf einem Burgturm und schmeißen großzügig mit
Süßwaren.
"Besser geht es fast nicht", meint Gabi Finger dazu und nippt an ihrem Kölsch.
"Auch wenn erst am Aschermittwoch alles vorbei ist, freue ich mich jetzt schon
auf das nächste Jahr."
Info
Politik und Satire
Seit 1830 wurden vielerorts die Themen der Karnevalszüge zunehmend politisch.
Liberale Ideen verbreiteten sich und die Umzüge wurden vermehrt für Satire
genutzt. Sie dienten damit nicht nur der Unterhaltung, sondern boten dem
Bürgertum auch ein Medium zur Selbstinszenierung.
Im Langenfelder Zug finden sich indes seit Jahren nur selten satirische
Spitzen
.
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Helau! In Langenfeld feierten die Jecken am Samstag ausgelassen.
Aufwendige Kostüme begeisterten die Zugbesucher.
Die Stimmung in der Stadt war ausgezeichnet.
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schrieb am 25.02.2009
Tausende Narren feierten farbenprächtigen Zug
89 Gruppen sorgten für tolle Stimmung in Langenfelds Mitte
Langenfeld (cg). Was für ein Fest! 20 000 Narren aus Langenfeld und Umgebung säumten am Samstag die Strecke des Karnevalszuges — und erlebten ein farbenprächtiges, kamellereiches Spektakel. 89 Gruppen, und damit 14 mehr als im vergangenen Jahr, zogen vom Immigrather Platz bis zur Schulstraße.
Schon lange vor dem Start um 14.11 Uhr zogen die Narren in Scharen von allen Teilen Langenfelds zu Fuß Richtung Stadtmitte, postierten sich gut gerüstet mit Essen und Trinken entlang der Wegstrecke. Mitgebrachte Regenschirme wurden, wenn überhaupt, nur zum Kamellefangen benutzt. Petrus sei mal wieder Dank gewesen.
So ein buntes Bild wie die Narren lieferten auch die Gruppen und Wagen, die den Karnevalszug bildeten, ab. Ob Stadtwerker als Steinzeitmenschen, Richrather als Zwerge oder Schachspieler als Schachfiguren — alle hatten sich mehr als Mühe gegeben, den Karnevalszug zu etwas Besonderem zu machen. Besondere Höhepunkte waren als Gruppen wie Cheerleader oder Rheinsternchen tolle akrobatische Einlagen — besonders in der Luft — zum Besten gaben.
Erfolgreich wohl auch die Aktion „Kids seid schlau — alkoholfrei Alaaf und
Helau". Deutsches Rotes Kreuz und die Malteser, die im Einsatz waren, mussten
dieses Jahr keine Kinder und Jugendliche wegen übermäßigen Alkoholgenusses
behandeln.